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Portugal Geschichte 

Marques de Pombal

Marquês de Pombal: eine umstrittene Persönlichkeit mit bleibendem Vermächtnis

Marquês de Pombal, eine herausragende Figur der portugiesischen Geschichte, ist in Portugal noch immer präsent, da viele Straßen, Institutionen, Hotels und andere Einrichtungen seinen Namen tragen. Aber wer war dieser bemerkenswerte Pombal und warum genießt er eine solche anhaltende Popularität? In den folgenden Abschnitten werden wir Pombals Leben, seine Errungenschaften und seinen Einfluss genauer betrachten, um diese Fragen zu beantworten. 


Der Marques de Pombal Platz in Lissabon

Der Marquês de Pombal-Platz, einer der zentralen Plätze in Lissabon, beherbergt ein bedeutendes Denkmal zu Ehren von Marquês de Pombal. Von diesem erhöhten Ort aus schaut die Statue hinab auf die Teile der Stadt, die nach dem verheerenden Erdbeben von Lissabon nach seinen Plänen neu gestaltet und wiederaufgebaut wurden.
Der Marquês de Pombal-Platz, einer der zentralen Plätze in Lissabon, beherbergt ein bedeutendes Denkmal zu Ehren von Marquês de Pombal. Von diesem erhöhten Ort aus schaut die Statue hinab auf die Teile der Stadt, die nach dem verheerenden Erdbeben von Lissabon nach seinen Plänen neu gestaltet und wiederaufgebaut wurden.

Praca Marques de Pombal in Lissabon






Marquês de Pombal gilt als einer der bedeutendsten Staatsmänner Portugals


Marquês de Pombal, mit vollem Namen Sebastião José de Carvalho e Melo, war ein bedeutender portugiesischer Politiker und Reformator. Er wurde am 13. Mai 1699 in Lissabon, Portugal, geboren und verstarb am 8. Mai 1782 in Pombal, Portugal.

Marquês de Pombal war eine der einflussreichsten Persönlichkeiten Portugals im 18. Jahrhundert und prägte das Land durch seine politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Reformen. Seine Karriere begann als Diplomat, bevor er zum Minister für Außenbeziehungen ernannt wurde und schließlich Premierminister unter König Joseph I. von Portugal wurde. 

Pombal setzte sich dafür ein, die Wirtschaft des Landes zu modernisieren und zu stärken sowie das Bildungssystem zu reformieren. Er investierte in Infrastrukturprojekte wie Straßen und Häfen, förderte den Handel sowie die Kolonialisierung Brasiliens. 

Eines seiner bekanntesten Ereignisse während seiner Amtszeit war das Große Erdbeben von Lissabon im Jahr 1755, bei dem Pombal Rettungs-und Wiederaufbauarbeiten leitete sowie Maßnahmen zur Vermeidung zukünftiger Katastrophen ergreifen ließ. 

Allerdings ist Marquês de Pombals Vermächtnis umstritten aufgrund seines autoritären Führungsstils ohne Toleranz gegenüber Oppositionellen oder Meinungen anderer Personen. Trotzdem bleibt unbestritten dass sein Einfluss bis heute spürbar ist: Die Universität Coimbra existiert noch immer - sie wurde dank ihm neu gegründet -, viele Städte wurden nach seinen Plänen wieder erbaut worden sind , auch wenn es nicht mehr so aussieht wie vorher

Der Portwein - seit Jahrhunderten ein geschütztes Markenzeichen dank dem Marques de Pombal


Während seiner 25-jährigen Amtszeit als Premierminister von 1750 bis 1777 setzte er zahlreiche Reformen um, die das Land modernisierten und seine wirtschaftliche Stärke erhöhten. Eine seiner wichtigsten Maßnahmen war die Gründung der Companhia Geral do Comércio e da Agricultura im Jahr 1756. Diese Handels- und Agrargesellschaft hatte den Auftrag, den portugiesischen Außenhandel zu fördern 


Was war geschehen?

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts war de Portwein aus Portugal einer der wichtigsten Exportprodukte, v.a. nach England.  Doch wie bei allen hochwertigen Weinen führten wettbewerbsorientierte Geschäftsinteressen vor allem der Betrug und Missbrauch des Namens Portwein (Fälschungen). Im 18. Jahrhunderts stagnierten die Exporte von Wein. Die Preise fielen stark, und die Engländer beschlossen, keine Weine mehr zu kaufen und beschuldigten die portugiesischen Weinbauern der Fälschung. 

Diese wirtschaftliche Krise führte unter dem Druck der großen Weinbauern dazu, dass die Regierung des n Marquês de Pombal die Institution der Companhia Geral da Agricultura das Vinhas do Alto Douro (Behörde der Landwirtschaft der Weinberge des Alto Douro ) gründete. Diese Institution wurde am 10. September 1756 ins Leben gerufen, um die Qualität des Weins sicherzustellen, Fälschungen zu vermeiden, die Produktion und den Handel zu verbessern und die Preise zu stabilisieren. Dies führte zur Einführung der ersten "Begrenzung der Anbauflächen im Dourotal". Das Produktionsgebiet wurde durch 335 Steinmarkierungen begrenzt und erhielt die Bezeichnung "Feitoria". Nur aus diesen ausgewählten Gebieten, die für den besten Qualitätswein stehen, durfte Portwein nach England exportiert werden. 

Modernisierung des Bildungssystems in Portugal


Er setzte sich für eine umfassende Modernisierung und Rationalisierung des Staates ein und griff dabei auch das Bildungssystem an. Pombal erkannte die Bedeutung von Bildung für den Fortschritt eines Landes und verfolgte das Ziel, sie allen Schichten zugänglich zu machen. Dazu reformierte er zunächst die Universität Coimbra: Er schaffte überholte Lehrpläne ab, führte neue Fächer wie Naturwissenschaften oder Wirtschaftswissenschaften ein und stellte qualifizierte Professoren aus dem Ausland ein. 

Zudem errichtete Pombal Schulen in ganz Portugal – sowohl öffentliche als auch private Einrichtungen wurden gefördert. Besonders wichtig war ihm dabei die Förderung der Volksschulbildung: In jeder Gemeinde sollte es mindestens eine Grundschule geben. Auch bei den Lehrern legte Pombal Wert auf Qualität: Sie mussten nun bestimmten Anforderungen entsprechen (z.B. einen Abschluss haben) und regelmäßig fortgebildet werden. 

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf dem Ausbau des Bildungssystems: Marquês de Pombal gründete eine Akademie für Marineoffiziere (Escola Naval) sowie mehrere Lehranstalten für Ingenieurwesen, Medizin oder Rechtswissenschaften. Ziel war es dabei nicht nur Fachkräfte auszubilden sondern auch ein breiteres Spektrum an qualifizierten Arbeitskräften hervorzubringen.

Durch seine Maßnahmen konnte Marquês de Pombal dazu beitragen, dass Portugal im Bereich Bildungsreform weit vorangetrieben wurde - nicht nur innerhalb Europas sondern weltweit galt dies damals schon als fortschrittliches Vorhaben. Die Folgen seiner Reform sind heute noch spürbar; denn durch diese hat man viele gut gebildete Menschen hervorgebracht, welche wiederum ihr Wissen weitergeben konnten sowie zur Entwicklung ihres Heimatlandes beigetragen haben.

Die Abschaffung des Jesuitenordens durch Marquês de Pombal  

Der Jesuitenorden war eine der mächtigsten Institutionen in Portugal und hatte großen Einfluss auf die Politik des Landes. Doch dieser Einfluss wurde von vielen als Bedrohung für den Staat angesehen, insbesondere durch ihre enge Verbindung zum Papsttum

Marquês de Pombal sah es als seine Aufgabe an, diesen übermächtigen Orden zu zerschlagen und damit die Autorität des Staates wiederherzustellen. Er begann mit einer umfassenden Untersuchung ihrer Aktivitäten und fand zahlreiche Beweise dafür, dass sie sich in politische Angelegenheiten eingemischt hatten. Pombal nutzte diese Informationen geschickt aus und überzeugte den König davon, dass der Jesuitenorden abgeschafft werden müsse. Im Jahre 1759 erließ er schließlich das Gesetz zur Abschaffung des Ordens - ein Schritt von historischer Tragweite. Die Folgen waren dramatisch: Die meisten Mitglieder wurden verhaftet oder deportiert; ihr Eigentum wurde konfisziert; ihre Schulen wurden geschlossen; viele Länder brachen diplomatische Beziehungen mit Portugal ab. 

Doch trotz all dieser negativen Konsequenzen blieb Marquês de Pombals Entscheidung bis heute umstritten - einige betrachten ihn als Helden Portugals wegen seiner Entschlossenheit gegenüber dem jesuitischen Widerstand während andere seinen Namen immer noch mit religiöser Intoleranz assoziieren

Wirtschaftliche & soziale Reformen führten zum Aufschwung Portugals


Gleichzeitig führte er aber auch drastische Steuerreform durch: Er senkte beispielsweise Zölle auf Rohstoffe während gleichzeitig höhere Abgaben auf Luxusgüter eingeführt wurden - dies sollte dazu führen dass sich Portugal unabhängiger machte vom Import teurer Güter aus anderen Ländern. Die Bevölkerung profitierte ebenfalls von seinen Reformmaßnahmen – so wurde zum Beispiel im Jahr 1761 in Portugal die Sklaverei abgeschafft und eine neue Gesetzgebung eingeführt, welche sich an den Bedürfnissen der Bevölkerung orientierte. Diese Reformen dazu bei, dass Portugal in wirtschaftlicher Hinsicht aufblühte – es entstanden zahlreiche Arbeitsplätze durch Investitionen in Infrastrukturprojekte sowie Fabriken für Textilien oder Metalle. Marquês de Pombal hatte somit maßgeblich zum Aufschwung Portugals beigetragen - seine Wirtschafts-und Sozialpolitik war wegweisend für viele andere Länder Europas und Südamerikas.

Darüber hinaus nutzte Pombal diese Krise des Erbebens von 1755 als Chance für politische Reformen in Portugal. Infolge des Erdbebens wurde beispielsweise das alte System der Adelsprivilegien abgeschafft zugunsten einer meritokratischen Regierungsführung mit klaren Karrierewegen innerhalb des Staatsapparats. 

Das Erdbeben von Lissabon im Jahr 1755  

Das Erdbeben von Lissabon im Jahr 1755 war eine der schlimmsten Naturkatastrophen in Europa. Die Stadt wurde fast vollständig zerstört und tausende Menschen kamen ums Leben. Doch aus dieser Tragödie entstand auch ein Held: Marques de Pombal. Pombal, damals Ministerpräsident Portugals, erkannte schnell die Notwendigkeit Maßnahmen zu ergreifen, um zukünftige Katastrophen zu verhindern oder deren Auswirkungen abzumildern. Pombal gründete das "Generaldirektorat für öffentliche Arbeiten", welches sich mit dem Bau neuer Infrastruktur beschäftigte sowie den Schutz vor Überschwemmungen verbesserte. Doch nicht nur infrastrukturelle Veränderungen waren wichtig für Pombal - er sah auch die Bedeutung einer effektiven Kommunikation zwischen Regierung und Bürgern nach einem Unglück wie dem Erdbeben von Lissabon als unerlässlich an. Deshalb ließ er Informationsblätter drucken, auf denen wichtige Informationen zur Bewältigung des Alltagslebens während des Wiederaufbaus standen sowie Warnhinweise bezüglich möglicher Nachbeben gegeben wurden. Marques de Pombals Bemühungen trugen maßgeblich dazu bei Portugal wieder aufzubauen und besser gegen zukünftige Katastrophen gewappnet zu sein. 

Das Erdbeben von Lissabon in 1755 war das prägendes Ereignis für Marques de Pombals Amtszeit 

Das Erdbeben von Lissabon im Jahr 1755 war zweifellos eines der prägendsten Ereignisse während Pombals Amtszeit als Premierminister Portugals. Die Naturkatastrophe hatte verheerende Auswirkungen auf die Stadt und das Land, aber sie bot auch eine Gelegenheit für den visionären und autoritären Führungsstil . Pombal erkannte schnell, dass es notwendig war, nicht nur die unmittelbaren Bedürfnisse der Opfer des Bebens zu befriedigen - wie Nahrungsmittel- und Wasserlieferungen -, sondern auch langfristige Lösungen anzubieten. 

Der Wiederaufbau von dem Zentrum von Lissabon erfolgt auf dem Reißbrett unter seiner Führung und er setzte sich dafür ein, dass neue Gebäude nach strengen Baustandards errichtet wurden (Gaiola Pombalina). 

Baixa von Lissabon






Innovative Stadtplanung zum Wiederaufbau von Lissabon


Nach dem Erdbeben war ein großer Teil der Stadt zerstört, und Pombal nutzte diese Gelegenheit, um eine umfassende städtebauliche Umgestaltung durchzuführen. Der Ansatz basierte auf einem rechteckigen Rastermuster von Straßen und Gebäuden, das auf den Ruinen der alten Stadt errichtet wurde. Es wurde als Maßnahme zur Stärkung der Stadt gegenüber zukünftigen Naturkatastrophen wie Erdbeben und Bränden konzipiert. Das Rasetrmusetr der Strassen wurde entwickelt, um eine bessere Belüftung und Sonneneinstrahlung zu ermöglichen, und seine breiteren Straßen sollten verhindern, dass sich Brände so leicht ausbreiten konnten wie zuvor.

Ein charakteristisches Merkmala sind die Gebäude, die nach bestimmten Vorschriften und Bauvorschriften errichtet wurden. Diese Gebäude waren häufig robuste, mehrgeschossige Strukturen mit Steinmauern und Holzdächern. 

Der Wiederaufbau der Baixa von Lissabon gilt als eines der ersten städtebaulichen Planungssysteme, das in Europa angewendet wurde und einen großen Einfluss auf die spätere Stadtplanung hatte. Sie hat die Architektur und Stadtbild von Lissabon bis heute geprägt und ist ein wichtiges Erbe der Regierungszeit von Marquês de Pombal.


Die Pombaline-Käfig ( Gaiola Pombalina) ist ein anti-seismisches Bausystem, das in der Baixa Pombalina in Lissabon nach dem Erdbeben von 1755 eingesetzt wurde. Der Pombaline-Käfig ist eine dreidimensionale Holzstruktur, die in die Mauerwerksmauern integriert ist.

Das Erdbeben von 1755 zeigte die Fragilität des Mauerwerksbaus, der eine sehr geringe Fähigkeit zur Aufnahme und Ableitung der bei der Katastrophe freigesetzten Energie hatte. Die Holzstruktur wurde von den Konstruktionsmethoden von Schiffen inspiriert. Holz, das verformbar ist, hatte eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Zug- und Druckkräfte in einer ständig bewegten Umgebung.

Auf der anderen Seite war das Mauerwerk besser gegen Brände beständig. Die Lösung, die Holzstruktur in die Mauerwerksmauern zu integrieren, vereinte die Vorteile beider Bauarten. Diese Art der Struktur ist eine Schöpfung der pombalinischen Stadtplanung. Es gibt keine erhaltenen Beispiele aus dieser Zeit, die genau ihre Zusammensetzung spezifizieren.

Marques de Pombal hatte 5 Kinder mit seiner österreichischen Ehefrau D. Leonor Ernestina de Daun . 

Er verstarb am 8. Mai 1782 in Pombal, Portugal.  Seine sterblichen Reste wurden nach einigen Wirren der Geschichte in die Igreja da Memória in Ajuda überführt, wo sie seit 1923 aufbewahrt werden

Besuch des Palasts und Gärten des Marquês de Pombal in Oeiras


Die Gemeinde Oeiras bei Lissabon erwarb im Jahr 2003 den Palast und die Gärten der ehemaligen Residenz des Marques de Pombal aufgrund ihres hohen historischen Wertes und kulturellen Erbes und zum Zugang der Öffentlichkeit. Seit seiner Öffnung erfreut sich der Marquês de Pombal-Palast und die umliegenden Gärten großer Beliebtheit bei zahlreichen Besuchern und dienen als Veranstaltungsort für verschiedene Events.

Ein Besuch des Marquês-de-Pombal-Palasts ermöglicht es den Besuchern, eines der schönsten Bauwerke aus der Pombalinen-Zeit zu bewundern, das reich an Stuck und Fliesen ist.