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Azoren Pico Wein

Die Weinkultur von Pico: Eine Reise durch vulkanische Weinberge


Die Insel Pico, ein Juwel der Azoren, ist nicht nur für ihren majestätischen Vulkan, die Montanha do Pico, bekannt, sondern auch für ihre einzigartige Weinkultur. Die vulkanischen Weinberge, insbesondere die Criação Velha Weinberge, sind ein UNESCO-Weltkulturerbe und ein Symbol für die außergewöhnliche Anpassung der Inselbewohner an eine raue Landschaft. Dieser informative Artikel ergänzt unseren Reiseblog und taucht tief in die Geschichte, die Methoden und die Bedeutung des Weinbaus auf Pico ein. Erfahre, wie die currais, der vulkanische Boden und die Leidenschaft der Winzer die Insel zu einem der faszinierendsten Weinziele der Welt machen.

Die Geschichte des Weinbaus auf Pico

Der Weinbau auf Pico begann im 15. Jahrhundert, als portugiesische Siedler und Mönche die Insel besiedelten. Die karge, vulkanische Landschaft schien zunächst ungeeignet für Landwirtschaft, doch die Siedler erkannten das Potenzial des mineralreichen Bodens. Sie entwickelten ein einzigartiges System: die currais – kleine Parzellen, umgeben von handgelegten Basaltmauern. Diese Mauern schützen die Reben vor den starken Atlantikwinden und speichern die Wärme der Sonne, wodurch ein ideales Mikroklima für den Anbau von Trauben wie Verdelho, Arinto dos Açores und Terrantez do Pico entsteht.

Im 16. und 17. Jahrhundert erlebte der Weinbau eine goldene Ära. Verdelho-Weine, bekannt als Vinho de Cheiro, waren so geschätzt, dass sie nach Brasilien, Russland und sogar in den Keller von Zar Nikolaus II. exportiert wurden. Die Weine von Pico wurden für ihre mineralische Frische und ihren charakteristischen Geschmack gefeiert, der vom vulkanischen Terroir geprägt ist. Doch im 19. Jahrhundert traf eine doppelte Katastrophe die Insel: Die Phylloxera-Plage und Mehltau zerstörten große Teile der Weinberge, und die Produktion brach fast vollständig zusammen.

Die Renaissance des Weinbaus begann im 20. Jahrhundert, insbesondere mit der Gründung der Cooperativa Vitivinícola da Ilha do Pico (Picowines) im Jahr 1949. Diese Genossenschaft vereinte lokale Winzer und setzte auf die Wiederbelebung einheimischer Rebsorten. Heute produziert Pico etwa 80 % der Weine der Azoren, und Winzer wie Bernardo Cabral kombinieren traditionelle Methoden mit moderner Technologie, um Weine wie Frei Gigante, Basalto und Terras de Lava zu schaffen, die international Anerkennung finden. Die currais und die vulkanische Landschaft wurden 2004 als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt, was die globale Bedeutung dieser Weinkultur unterstreicht.

Die Kunst des Weinbaus: Die Currais und der vulkanische Boden

Der Weinbau auf Pico ist eine Meisterleistung menschlicher Ingeniosität. Die currais sind das Herzstück dieser Kultur. Diese kleinen, oft nur wenige Quadratmeter großen Parzellen, umgeben von Basaltmauern, sind nicht nur funktional, sondern auch ein visuelles Mosaik, das die Landschaft prägt. Die Mauern, bis zu einem Meter hoch, schützen die Reben vor den salzigen Winden des Atlantiks und regulieren die Temperatur: Tagsüber absorbieren die dunklen Steine die Sonnenwärme, die sie nachts an die Pflanzen abgeben, was das Reifen der Trauben fördert.

Der vulkanische Boden, bestehend aus zersetzter Lava (biscoitos), ist reich an Mineralien wie Magnesium und Kalium, was den Weinen ihre charakteristische mineralische Note verleiht. Diese Böden sind jedoch schwierig zu bewirtschaften: Sie sind steinig, durchlässig und erfordern intensive Handarbeit. Die Trauben werden von Hand gepflanzt, gepflegt und geerntet, und die currais müssen regelmäßig repariert werden, da Stürme oder Erosion die Mauern beschädigen können. Historisch wurden die Trauben in kleinen Weinkellern (adegas) in der Nähe der Weinberge verarbeitet, von denen einige heute als Ferienhäuser wie die Adegas do Pico oder Aldeia das Adegas genutzt werden.

Die wichtigsten Rebsorten sind:

  • Verdelho: Eine weiße Traube, die frische, zitrusartige Weine mit salzigen Noten produziert, ideal für Fischgerichte.

  • Arinto dos Açores: Eine autochthone Sorte, die knackige, mineralische Weine ergibt.

  • Terrantez do Pico: Eine seltene Sorte, die komplexe, aromatische Weine liefert, oft in begrenzten Mengen produziert.

Diese Rebsorten gedeihen in der extremen Umgebung Picos, wo der vulkanische Boden, das maritime Klima und die currais zusammenwirken, um Weine mit unverwechselbarem Charakter zu schaffen.

Die Criação Velha Weinberge: Ein Fenster in die Weinkultur

Die Criação Velha Weinberge, nur 10 Minuten westlich von Madalena, sind das Epizentrum der Weinkultur Picos und ein perfekter Ort, um diese Tradition zu erleben. Diese Weinberge sind ein Symbol für die Anpassung der Inselbewohner an ihre Umwelt: Tausende von currais erstrecken sich über die Küstenlandschaft, durchbrochen von alten Weinkellern und kleinen Kapellen. Die schwarzen Basaltmauern kontrastieren mit den grünen Reben und dem blauen Atlantik, was die Gegend zu einem Paradies für Fotografen macht.

Ein Highlight ist der Moinho do Frade, eine restaurierte Windmühle, die einst Getreide mahlte und heute als Aussichtspunkt dient. Von hier aus hast du einen Panoramablick über die Weinberge, das Meer und die Nachbarinsel Faial, besonders schön im goldenen Licht des späten Nachmittags. Der Wanderweg PR6PIC Vinhas da Criação Velha (7 km, ca. 2 Stunden) führt dich durch diese Landschaft, vorbei an currais, historischen adegas und dem vulkanischen Boden, der die Weine prägt. Der Weg ist leicht zugänglich, gut markiert und ideal für einen entspannten Spaziergang.

Wie du die Weinkultur Picos erleben kannst

Ein Besuch der Criação Velha Weinberge ist nur der Anfang. Hier sind einige Möglichkeiten, die Weinkultur Picos tiefer zu erkunden:

  • Weinproben bei Picowines: Die Cooperativa Vitivinícola da Ilha do Pico in Madalena bietet geführte Touren und Verkostungen (ca. 12,50 € für 9 Weine), bei denen du Sorten wie Arinto, Verdelho und Terrantez probieren kannst. Adresse: Avenida Padre Nunes da Rosa, Madalena. Buchung über www.picowines.com.

  • Museu do Vinho: Dieses Museum in Madalena, in einem ehemaligen Karmeliterkloster, zeigt die Geschichte des Weinbaus mit historischen Werkzeugen und alten Drachenbäumen. Eintritt: ca. 2–5 €. Öffnungszeiten: Di–So, 10:00–17:30 (Sommer). Website: www.museu-pico.azores.gov.pt.

  • Wanderungen durch die Weinberge: Neben dem PR6PIC-Wanderweg bietet der PR10PIC (8,7 km, São Roque) Einblicke in die Zona das Adegas, ein weiteres UNESCO-gebiet. Karten auf www.trails.visitazores.com.

  • Kulinarische Erlebnisse: Genieße Pico-Weine in Restaurants wie Casa Âncora (São Roque, ca. 25–40 € pro Person) oder Ancoradouro (Madalena), wo Gerichte wie gegrillter Oktopus oder frischer Fisch perfekt mit Verdelho harmonieren.

  • Übernachtung in Adegas: Unterkünfte wie Adegas do Pico (Prainha) oder Aldeia das Adegas (São Roque) bieten authentische Erlebnisse in restaurierten Weinkellern, oft mit Blick auf die Weinberge.