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Azoren Geschichte

 Geschichte der Azoren

Kurzfassung

Die Entdeckung der Azoren Inseln


Die Entdeckung der Azoren ist ein umhülltes Geheimnis der Seefahrtsgeschichte, zwischen dem 14. und 15. Jahrhundert angesiedelt und sowohl mit genuesischen Seefahrern als auch mit portugiesischen Erkundern verbunden. Während einige Historiker annehmen, dass genuesische Kapitäne bereits im 14. Jahrhundert auf die Inselgruppe stießen, wird üblicherweise angenommen, dass sie im 15. Jahrhundert durch die Initiative des Infanten Dom Henrique und durch die Bemühungen von Frei Gonçalo Velho entdeckt wurden. Die genaue Chronologie mag ungewiss bleiben, doch die zentrale Rolle der Azoren während der portugiesischen Erkundungsfahrten und Expansion übers Weltmeer bleibt unbestritten.

Mit der formellen Kolonisierung, die 1439 unter D. Henrique begann, erschlossen die Azoren ihre landwirtschaftlichen Potenziale. Santa Maria und São Miguel wurden von portugiesischen Siedlern und flämischen Einwanderern bezogen, die eine gemischte Gemeinschaft bildeten und sowohl die gesellschaftliche als auch wirtschaftliche Entwicklung der Inseln maßgeblich beeinflussten. In den folgenden Jahrhunderten diversifizierte sich die landwirtschaftliche Produktion durch verschiedene Pflanzen wie Waid und Zuckerrohr, was durch die Einwanderung aus verschiedenen europäischen Ländern weiter begünstigt wurde.

Die strategische Lage der Azoren im Atlantik erwies sich als entscheidend für die maritimen Wege Portugals zur Zeit der Entdeckungen. Die sonnigen Gestade dienten als wichtiger Stützpunkt für Schiffe auf dem Weg nach Indien und als Rückzugsgebiet für Seefahrer, einschließlich Christoph Kolumbus. Die Azoren waren indes nicht allein für ihren Beitrag zur Eroberung und Sicherung portugiesischer Stellungen in Nordafrika bekannt, sondern wurden auch zu einem Ziel für Piraten durch ihre exponierte Position auf den transatlantischen Routen. Diese Ereignisse bestätigen die essentielle Rolle der Azoren im Tapestry der portugiesischen und weltlichen Seefahrts- und Entdeckergeschichte.

Die glanzvolle Ära der Azoren (16. bis 17. Jahrhundert) 


Während des 16. und 17. Jahrhunderts erreichten die Azoren eine Blütezeit, bekannt als "Era da Magnificência". In dieser Zeit stellten ihre strategische Lage und florierende Ökonomie sie ins Zentrum atlantischer Handelsrouten. Zahlreiche Städte wurden gegründet, und beeindruckende kirchliche und weltliche Bauten zeugten von Wohlstand und kulturellem Reichtum. Die Inseln dienten als unverzichtbarer Stützpunkt für Schiffe auf ihrem Weg nach und von Amerika, Afrika und Indien, was nicht nur Handelsgewinne, sondern auch Bedrohungen durch Piraterie und internationale Konflikte mit sich brachte. Der Anbau von Farbstoffpflanzen wie Waid und Orsellina sowie der Wein- und Getreidebau waren die tragenden Säulen der lokalen Wirtschaft, während Bildung und Kultur einen Höhepunkt erlebten.

'Síndrome da Decadência': Niedergang und Wiederaufschwung (Ende des 17.-19. Jahrhundert)

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts begann das "Syndrom des Niedergangs" (Síndrome da Decadência), eine Phase geprägt von wirtschaftlichen Rückschlägen und Bevölkerungsabwanderung. Sinkende Nachfrage nach traditionellen Exportprodukten und Konkurrenzdruck auf den internationalen Märkten schwächten die azoreanische Wirtschaft. Zusätzlich führten natürliche Katastrophen wie Erdbeben und Vulkanausbrüche zu weiteren Rückschlägen.

Innovativer Wandel und kulturelle Renaissance (19. Jahrhundert)

Während des 19. Jahrhunderts erlebte das Archipel jedoch eine "retoma da prosperidade", eine Wiederaufnahme des Wohlstands. Die Einführung neuer Agrarprodukte wie Tee, Tabak und Ananas, der kurzzeitige Boom im Orangenexport nach Großbritannien und Verbesserungen in der Viehzucht legten den Grundstein für eine wirtschaftliche Belebung. Mit neuen administrativen Bestimmungen erlangten die Azoren mehr Autonomie und konnten besser auf ihre individuellen Bedürfnisse eingehen, was auch kulturell ein Erwachen mit sich brachte.

Diese Periode des Wandels brachte die Azoren auf einen Pfad der Erneuerung, der bis in die heutige Zeit die Inseln mit einer dynamischen Wirtschaft und einer reichen Kultur prägt, bereit für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.

Entwicklung der Azoren im 18. Jahrhundert - Stagnation und wirtschaftlicher Niedergang 


Während des späten 17. Jahrhunderts bis zum frühen 19. Jahrhundert erlebten die Azoren tatsächlich eine einschneidende Periode, das "Syndrom des Niedergangs" (Síndrome da Decadência), welche zahlreiche wirtschaftliche, soziale und demografische Herausforderungen mit sich brachte. Diese Phase reflektiert die Vulnerabilität kolonialer Wirtschaftssysteme und die Abhängigkeit von wenigen Wirtschaftszweigen.

Die Nachfragerückgänge bei traditionellen Exportgütern wie dem Farbstoff Pastel (Waid) und der Rückgang des Getreideexports trieben die Wirtschaft in eine Rezession. Hinzu kamen demografische Herausforderungen durch Emigration und natürliche Katastrophen, die die Azoren schwer trafen.

Die "retoma da prosperidade", eine langsame Rückkehr zum Wohlstand an der Wende des 19. Jahrhunderts, wurde durch die Einführung neuer landwirtschaftlicher Produkte wie Tee, Tabak und besonders Ananas sowie Verbesserungen in der Tierhaltung markiert. Der vorübergehende Orangenboom und sein späterer Zusammenbruch sind emblematisch für die wirtschaftlichen Schwankungen dieser Zeit. Politisch und kulturell waren diese Jahrzehnte von substantiellen Entwicklungen geprägt: Die Inseln erhielten einen speziellen administrativen Status, der den lokalen Regierungen mehr Autonomie gewährte, und es kam zu einer verstärkten kulturellen Identitätsbildung.

Entwicklung der Azoren im 19. Jahrhundert -der Weg zur Selbstverwaltung (Autonomie)


Die "era pré-autonómica" von 1836 bis 1895 war eine Zeit der grundlegenden politischen und administrativen Umgestaltung, die von den liberalen Revolutionen beeinflusst und durch die Einführung einer Distrikteinteilung gekennzeichnet war. Diese Reformen boten die Möglichkeit einer lokaleren Regierungsgewalt und damit mehr Unabhängigkeit von der zentralen Verwaltung in Lissabon.

Das Ende dieser Ära und der Übergang zur "Zeit der Autonomien" (O tempo das autonomias) deuteten einen Wendepunkt hin zu einem wachsenden regionalen Bewusstsein an und setzte sich mit dem Autonomiegesetz von 1895 fort, das die Selbstverwaltung weiter stärkte.

Seitdem haben die Azoren in ihrer Geschichtsepoche kontinuierlich ihre Autonomie ausgebaut. Die Einführung der Autonomiegesetze, obgleich zunächst begrenzt, war entscheidend auf dem weiteren Weg zur Selbstverwaltung und bildet die Basis für das politische System der Azoren, das wir heute kennen. Die Kombination aus wirtschaftlicher Diversifizierung, politischen Reformen und einer verstärkten kulturellen Identität hat die Region für die Herausforderungen des modernen Zeitalters gerüstet.

Entwicklung der Azoren: vom frühen 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart 


Die politische und sozioökonomische Entwicklung der Azoren vom frühen 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart ist ein facettenreicher Prozess, der durch wellenartige Perioden der Instabilität und der Zentralisierung unter dem Estado Novo-Regime sowie durch eine Öffnung und demokratische Entwicklung nach der Nelkenrevolution gekennzeichnet ist.

Erste portugiesische Republik (1910-1926)

  • Politische Instabilität: Die Azoren erlebten während der Ersten Portugiesischen Republik eine Phase der politischen Unruhe, die durch multiple Revolten charakterisiert war. Die Region bekam die Wechselhaftigkeit der neuen republikanischen Eliten zu spüren.

Estado Novo-Regime (1933-1974)

  • Zentralisierte Macht: Unter António de Oliveira Salazar wurde ab 1933 eine starke Zentralisierung der politischen Macht eingeleitet, die dazu führte, dass Bestrebungen nach Autonomie auf den Azoren rigoros unterbunden wurden. Der Staat betonte nationale Einheit und traditionelle Werte, wobei lokale Selbstverwaltung und individuelle Freiheiten oftmals unterdrückt wurden.

Nachkriegszeit (Nach 1945)

  • Strategische Bedeutung: Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs veränderte sich die globale Lage, und die strategische Position der Azoren rückte erneut in den Fokus, besonders während des Kalten Krieges. Die amerikanische Luftwaffenbasis in Lajes auf der Insel Terceira ist ein Zeugnis der geopolitischen Wichtigkeit des Archipels.

Nelkenrevolution und Demokratisierung (Nach 1974)

  • Demokratischer Wandel: Die Nelkenrevolution führte 1974 zum Sturz des Estado Novo-Regimes. Dieser Umsturz war nicht nur für Portugal im Allgemeinen, sondern auch für die Azoren im Speziellen bedeutsam, da sich das politische Klima grundlegend wandelte.
  • Verfassung von 1976: Die portugiesische Verfassung von 1976 gewährte den Azoren (und Madeira) umfassende Autonomie, einschließlich eigener politischer Institutionen wie einem Regionalparlament und einer Regionalregierung.

Entwicklung der Azoren seit Erlangung der Autonomie

  • Lokale Selbstverwaltung: Seit der Erlangung der Autonomie konnten die Azoren eigene Politiken in verschiedenen Bereichen festlegen und dadurch lokale und regionale Entwicklung vorantreiben.
  • Wirtschaftliche Diversifizierung: Infrastrukturprojekte, Bildungsinitiativen und Förderung des Tourismussektors haben zu einer vielfältigeren Wirtschaft beigetragen und die Auswanderung abgemildert.